Berlin Metro­politan School

Was Neues auf die Platte

Um mehr Platz für den Unterricht zu schaffen, wurde die Berlin Metropolitan School aufgestockt. Eine Kupferverblechung umhüllt die Außenhaut der neuen Geschosse als alles verbindendes Band.

Informationen zum Projekt

Die Berlin Metropolitan School (BMS) ist die älteste internationale Schule in Berlin-Mitte. Als Schulgebäude nutzen die über 1000 Schüler und 200 Lehrkräfte ein Bestandsensemble in der als Flächendenkmal ausgewiesenen „Spandauer Vorstadt“. Die drei Hauptflügel der Anlage reihen sich von der Torstraße über einen Mittelbau bis zur Linienstraße nahtlos aneinander und umschließen dabei einen großzügigen Schulhof. Ihre Basis bilden schlichte Gebäudetypen der Schulbaureihe 80 (SBR 80, Typ Erfurt).

Diese waren 1987 in industriell vorgefertigter Stahlbeton-Systembauweise errichtet und mit einer kleinformatigen Verklinkerung an die regionaltypische Bauweise angepasst worden.

Um das Lehrkonzept der BMS räumlich besser umsetzen und die neu konzipierte dreizügige Oberstufe unterbringen zu können, benötigte das Institut ein gutes Jahrzehnt nach der Gründung dringend mehr Fläche. Platz für eine horizontale Erweiterung war jedoch lediglich im Innenhof bzw. in einer Baulücke an der Linienstraße vorhanden. Weil sie den Schulhof für die Schüler erhalten wollten, verteilten die mit dem Projekt betrauten Architekten von Sauerbruch Hutton die gewünschten Flächen daher auf einen Neubau, der die Baulücke teilweise schließt, sowie auf eine ein- bis zweigeschossige Aufstockung. Diese erstreckt sich über alle drei Hauptflügel und gleicht dabei die zuvor unterschiedlichen Gebäudehöhen aus. So entstand ein differenziertes Raumprogramm, das neben Verwaltungs- und Klassenzimmern auch eine Bibliothek und ein zweigeschossiges Auditorium für 1200 Besucher mit Bühne und Foyer einschließt.

Eine im Zuge der Aufstockung ebenfalls geschaffene Dachterrasse dient der Oberstufe zudem als Pausenhof.

Bauen bei laufendem Betrieb

Die Bauarbeiten für die insgesamt 3650 m² umfassende Erweiterungsfläche mussten in den laufenden Schulbetrieb integriert werden. Außerdem durfte die Aufstockung keine zusätzlichen Fundamente oder Eingriffe am Tragwerk der bestehenden Plattenbauten erfordern. Entsprechend diesen Vorgaben fiel die Entscheidung auf eine Konstruktion in Holzmassivbauweise, wobei sämtliche Details mit dem Denkmalamt abgestimmt werden mussten. Großformatige Brettsperrholzelemente bilden die Wände, während die Decken aus Hohlkastenelementen bestehen. Alle Bauteile wurden vorgefertigt auf die Baustelle geliefert, wodurch es möglich wurde, die Arbeiten phasenweise abzuwickeln. So dauerte es fünf Monate, um die Elemente im Werk vorzufertigen. Die Anlieferung vor Ort konnte in zwei Sechswochenfristen abgehandelt werden und die Montage sowie der Innenausbau benötigten ein weiteres Jahr.

Kupferdach als Abschlussband

Auf der Straßenseite mussten die Dachflächen auf Anweisung des Denkmalamtes als klassisches Steildach ausgeführt werden. Um das Raumvolumen zu vergrößern, ließen die Planer die Außenhaut der Aufstockung im Gegenzug wie eine ein- bzw. zweigeteilte Welle nach innen auskragen.

Sowohl die S-förmig abgetreppten Fassaden des Anbaus als auch die Dachaufbauten wurden komplett mit Kupferblech bekleidet und passen sich so farblich der Ziegelästhetik des Bestands an. Als Material für die Doppelstehfalzdeckung kam 0,7 mm dickes Kupferblech auf einer überlappend verlegten Trennlage zum Einsatz. Diese Trennlage wiederum liegt auf 24 mm dicken Fichtensperrholzplatten und einer 60 mm dicken Lüfterlattung auf. Darunter verlaufen diffusionsoffene Unterspannbahnen, gefolgt von 50/140 mm Kantholz mit einer Zwischensparrendämmung aus 140 mm dicker Mineralwolle.

Entsprechend der Vorgabe der Architekten wurde die Stehfalzdeckung im 300-mm-Raster ausgeführt, „sodass wir doppelt so viele Falze haben wie im Normalfall“, verrät Peter Ness, Inhaber der Peter Ness Bauklempnerei GmbH, die mit der Montage des Kupferdachs betraut war. Für den Aufbau der beiden untersten Schichten des neuen Dachs – die Luftbremse sowie die aus 76 mm dickem Brettsperrholz bestehende Schalung – war der Zimmerer zuständig. „Dieser musste die Holzkonstruktion gerundet und innen in Sichtqualität gestalten, wobei zudem eine Belüftungsebene eingebaut werden musste“, erinnert sich Peter Ness. „Wir haben dann im Anschluss das Dach inklusive der Wirrlage montiert.“ Sämtliche Scharen bereitete der Klempnerbetrieb in der Werkstatt vor und bildete dabei auch bereits die Traufpunkte aus, bevor schließlich alles vor Ort montiert wurde. Um die vorprofilierten Scharen konvex zu biegen, setzte Peter Ness RBM Rundbogenmaschinen ein. Sämtliche Regenrinnen gestaltete er als innen liegende Rinnen.

Für dieses Projekt ...
haben wir den Deutschen Holzbaupreis 2021 verliehen bekommen.

Projektname: Berlin Metropolitan School
Architekten: Sauerbruch Hutton
Nutzung: Bildung und Forschung
Typologie: Blockrand
Baumaßnahme: Aufstockung
Adresse: Linienstraße 122, 10115 Berlin-Mitte
Baujahr: 2020
Geschosse: 7
Bauweise /Tragstruktur: Holzrahmenbau
Beteiligte Fachplaner:
Andreas Külich, PHA, Kofler Energies, Müller-BBM, hhp berlin
Beteiligte Holzbaufirmen:
Kai Vater Zimmerei und Holzbau

Details im Dach

Die 70 cm langen, S-förmigen Rinnenabschlüsse des Kupferfassaden- bzw. -dachbands wurden mithilfe von Schablonen vorgefertigt und auf der Baustelle nur noch montiert. In der Fassade gestalteten die Handwerker die gewünschte Wellenform mithilfe einer Unterkonstruktion, die an die senkrecht stehenden Kalksandstein- und Fensterbereiche der Hauswände montiert wurde. Die zu diesem Zweck eingesetzten Wandböcke bestehen wiederum aus Aluminium-T-Profilen, die zuvor in der Werkstatt des Klempnerbetriebs mit einem Eckold-Kraftformer in die gewünschte Form gestreckt und gestaucht worden waren: Während diese Unterkonstruktion im Fensterbereich eine schräge Gerade ausbildet, läuft sie auf Höhe der nächsten Etage in einem großen „S“ aus. Nach der Formgebung wurden die T-Profile zusätzlich mit waagerechten Trapezblechen bekleidet, um die von den Architekten gewünschte Dach- und Fassadenkontur exakt vorzuzeichnen. Im Anschluss wurde die gesamte Konstruktion mit einer klassischen Doppelstehfalzdeckung aus Kupferblech auf einer Trennlage bekleidet.

„Eine konstruktive Besonderheit stellen auch die Be- und Entlüftungskanäle dar, die an den Fensterbrüstungen der Klassenzimmer entlanglaufen“, erinnert sich Peter Ness. Diese Kanäle werden in regelmäßigen Abständen in der Fassade nach außen geführt, wo sie mit gelochten Falzbahnen (Durchmesser: 5 mm) abgedeckt sind, damit keine Insekten eindringen können. Eine weitere Besonderheit besteht in der Lage der Sonnenschutzschienen: Sie befinden sich innerhalb der Laibung und sind so weder von außen noch von innen zu sehen.

Alt und Neu als Gesamtbild

Die Dachterrasse, auf der die Schüler der Oberstufe seit der Fertigstellung der Aufstockung ihre Pausen verbringen, ist hingegen ein klassisches Flachdach: mit einem Belag aus 24/140 mm Lärchendielen und auf Kanthölzern und Stelzlagern. Als Dachbahn kam eine zweilagige Bitumenabdichtung zum Einsatz. Darunter liegt die 450 mm dicke Hohlkastendecke mit 150 mm Splittschüttung als Trittschalldämmung. Rauminnenseitig setzt sich die Konstruktion mit 70/35 mm Kanthölzern sowie 70 mm EPS als Zwischensparrendämmung und 30 mm dicken Akustikpaneelen aus weiß lasiertem Brettsperrholz in Weißtanne fort.

Auch der Rest der aufgestockten Raumbereiche wurde weitgehend in Sichtholzqualität ausgebildet. Draußen lässt die leicht vorgewölbte Dachhaut der Aufstockung den Unterschied zwischen dem Bestand und den neuen Bauteilen deutlich erkennen. Dabei umhüllt das Kupferdach das Gebäude wie ein Fries, dessen eigentliche Struktur sich an die strengen Rasterfassaden des Plattenbaus anlehnt, wobei die in unregelmäßigen Abständen verteilten 60 cm, 90 cm und 120 cm breiten Fenster das strikte System immer wieder auflockern.

Pläne

Quelle: dachbau magazin, Unternehmer-Magazin für Dachdeckerbetriebe, Ausgabe April 2021; Fotos: Jan Bitter, Sauerbruch Hutton